Die Frauenkirche in Görlitz

22. April 2012 | Von | Kategorie: Sehenswürdigkeiten
Die Görlitzer Frauenkirche im Jahre 1684

Die Görlitzer Frauenkirche im Jahre 1684

Lage: Kartenausschnitt

Die Frauenkirche ist eine dreischiffige Hallenkirche im spätgotischen Stil. Die Kirche lag einst vor den Toren der Stadt Görlitz. Im Herbst 1989 war sie der Ausgangspunkt der Friedensgebete in der Stadt.

Anlaß zur Grundsteinlegung der Frauenkirche im Jahre 1349 war eine Untat des Friedrich von Biberstein auf Friedland ( Mord und Verrat ) an sieben Görlitzer Bürgern. Er erhielt eine Geldstrafe von 200 Schock Groschen, die zum Bau der Kirche verwendet wurden, aber nicht reich­ten. Man war auf weitere Spenden angewiesen, bis ca. 1363 der urspüng­liche Bau fertiggestellt wurde. Im gleichen Jahr schenkte Bischof Johannes von Meißen dieser Kirche einen Altar.

Die Frauenkirche, gewidmet der heilgen Jungfrau Maria, ist die jüngste der vier Kirchen von Alt-Görlitz und die geschichtlich am wenigsten bedeutsame. Sie lag, ebenso wie die Nicolaikirche, außerhalb der Stadtmauern.

1429, als die Hussiten vor Görlitz lagen, ging das Bauwerk in Flammen auf und brannte bis auf die Grundmauern nieder.

1431 wurde mit städtischen Geldern begonnen, die Kirche wieder aufzu­bauen. Die alten Fundamente wurden verstärkt und erweitert. Danach begann man einen neuen Oberbau, mit welchem man sehr langsam vorankam, da immer wieder die Mittel ausgingen.

1473 waren Stirn- und zwei Seitenmauern des Schiffes fertiggestellt, sowie das Dach mit dem Türmlein.

1486 wurden mit päpstlicher Genehmigung Gelder zum Bau der Dresenkam­mer und der Sakristei gesammelt.

1489 entstand gegenüber der Kirche ein Hospital mit dem Namen „Unser lieben Frauen“. Von diesem Zeitpunkt an diente sie als Hospital- und Begräbniskirche, bis sie im 19. Jahrhundert nach Ausdehnung der Stadt in südliche Richtung auch eine Gemeinde bakam.

1494 wurde das neue Dach eingedeckt und der hölzerne Glockenstuhl aufgestellt.

1696 wurde der Turm erhöht, und 1735 erhielt er eine Barockhaube.

1683 wurde die Orgel gebaut, welche 1696 in die ausgebrannte und inzwischen wiederaufgebaute Peterskirche kam.

1706 wurde eine neue Kanzel gesetzt.

Am Westportal ist die Verkündigung dargestellt, man sieht die Jungfrau Maria knieend vor dem Betpult und den Engel Gabriel mit dem Lilienzep­ter und dem Spruchband. Darüber halten zwei Engel das Bild der heili­gen Veronika.

Durch eine gewölbte Vorhalle gelangt man in das breitschiffige Lang­haus mit herrlichen Wölbungen und schlanken achteckigen Pfeilern.

Das Brüstungsgeländer der Orgelbühne zeigt ein zierliches Maßwerk.

Aus der Sakristeiwand ragt eine Kanzel hervor mit durchbrochenem Holzgeländer. Zwischen dem Langhaus und dem Altarraum ging von einem

Bogenpfeiler zum anderen ein Balken mit der Darstellung Christus am Kreuz und zu beiden Seiten Maria und Johannes. Dieses Triumphkreuz wurde 1718 in die Dreifaltigkeitskirche gebracht.

Die Frauenkirche enthielt fünf Altäre: den Hochaltar im Chor, zwei Altäre links und rechts von diesem, je einen an der nördlichen und südlichen Tür. Sie waren Heiligen gewidmet, z.B. der Jungfrau Maria.

Die Kirche diente hauptsächlich zum Lesen von Messen, nur bei besonde­ren Anlässen zur Predigt und zum Gottesdienst armer Leute innerhalb und außerhalb der Stadt.

Nach der Reformation wurde in ihr vorerst kein Gottesdienst gehalten.

Seit 1553 diente sie als Begräbniskirche, da sie von nun an einen Kirchhof besaß. Die ersten Predigten wurden für Verstorbene aus dem Frauenhospital, arme Leute und Hingerichtete gehalten.

In Kriegszeiten diente die Kirche den Söldnern.

1838 – 43 wurde die erste umfangreiche Renovation durchgeführt. Die Orgel wurde repariert und anschließend das gesamte Gebäude. Der Altar wurde erhöht, vergrößert und mit Leuchten ausgestattet. Seitdem ist die Frauenkirche evangelische Gemeindekirche. Ein Geistlicher wurde berufen, um sonntäglich zu predigen, alle Taufen, Trauungen und Be­gräbnisse durchzuführen.

Der Kirchhof und die Grabdenkmäler jedoch mußten einer neuen Straßen­führung und dem zunehmenden städtischen Verkehr weichen.

1860 wurde die Kirche ein weiteres Mal renoviert, der Fußboden mit Platten und Fliesen versehen. Zwei seitliche hölzerne Emporen wurden gebaut, um die nun zahlreich werdenden Gemeindemitglieder aufzunehmen. Das Gestühl, der Altar und die Kanzel wurden erneuert, die Seitenein­gänge an Nord- und Südseite vergrößert. Wand- und Deckenflächen wurden bemalt, Fenster erneuert und im Altarraum mit buntem Glas versehen. In einem der Fenster ist Jesus als Weingärtner dargestellt.

Wohlhabende Gemeindemitglieder, vor allem Witwen, bedachten ihr Got­teshaus mit Geschenken.

(Quelle: Buchwald und Kirchhofer, 1899, Zur Geschichte der Frauen­kirche)

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